„Happy Birthday Zwillinge!“

Meine 5 Learnings warum Zwillinge lieber getrennt Geburtstag feiern sollten

Der Januar ist mein Monat, ich habe Geburtstag! In diesem Jahr werde ich 49 Jahre alt – Zeit, vergangene Geburtstage Revue passieren zu lassen. Keine Sorge – nicht alle – ich versuche es epochenweise. 😊

Kinderjahre

Geburtstage waren in dieser Zeit, wie bei vielen Kindern, etwas großartiges und aufregendes für mich. Aufregungen vor diesem Ereignis konnte ich mit meiner Zwillingsschwester teilen – großartig!

Komisch dagegen war das Aufwachen am Geburtstagsmorgen. Irgendwann wurde mir bewusst, dass ich auch meiner Schwester gratulieren musste. Das fühlt sich für mich bis heute noch komisch an. 😉

Meine Familie begrüßte mich meist mit einem Geburtstagsständchen – allerdings eins für meine Schwester und mich zusammen. Bei Happy Birthday wurden einfach beide Namen hintereinander gesungen, was sich anschließend in Kindergarten und Schule wiederholte. Gestört hat mich das damals nicht – zumindest nicht bewusst. Ich war es gewohnt zu teilen – so auch das Geburtstagsständchen.

Es gab auch eine Geburtstagstorte – natürlich eine für uns Beide. Die Kerzen pusteten wir meistens zusammen aus; manchmal auch jede für sich. Dann wurden einfach alle Kerzen wieder angezündet. Nun musste allerdings entschieden werden, wer zuerst pusten durfte. Die Kriterien hierfür weiß ich nicht mehr. Vielleicht nach der Geburtsreihenfolge – also ich! 😊

Kindergeburtstage fanden bei uns separat von der Familienfeier statt. Eine eigene Party nur für mich gab es nicht. Ich fand das nicht schlimm. Als Zurückhaltendere war es für mich einfacher und bequemer, die Aufmerksamkeit an diesem Tag mit meiner Schwester zu teilen. So konnte ich mich ein Stück weit hinter ihr verstecken.

Was wäre wenn…..?

Heute stelle ich mir manchmal folgende Fragen:

  • Wie wäre es wohl gewesen, wenn wir getrennte Geburtstagsfeiern gehabt hätten?
  • Würde es mir dadurch heute gefallen im Mittelpunkt zu stehen?
  • Was wäre das für ein Gefühl gewesen festzustellen, dass alle Gäste nur wegen mir kamen?
  • Wie hätte es sich angefühlt, wenn nur ich an dem Tag Geschenke bekommen hätte und nur ich die Kerzen auf der Geburtstagstorte hätte auspusten dürfen?
  • Wie wäre es gewesen, Gast auf der Geburtstagsfeier meiner Zwillingsschwester zu sein? Oder vielleicht auch gar nicht eingeladen zu werden?

Ich bin mir sicher, dass ich als introvertierter Zwilling getrennte Feiern im Kindergartenalter gar nicht wollte. Genauso wenig, wie in einer anderen Kindergartengruppe zu sein – wer verlässt schon gerne seine Komfortzone! Doch einmal durch die Angst gegangen, unterstützt und begleitet von den Eltern, hätte es einige Vorteile für meine Entwicklung gehabt wie z. B.

  • lernen eigene Bedürfnisse wahrzunehmen, zu äußern und durchzusetzen
  • eigene Freunde zu finden
  • unabhängiger werden von meiner Zwillingsschwester

Die doppelte Arbeit der Eltern – die ganz klar nicht zu unterschätzen ist – hätte sich früher oder später ausgezahlt und spätere Probleme der Abnabelung vermieden!

Pubertät

Allmählich veränderten sich die Geburtstagspartys. Sie wurden größer, Jungs kamen dazu und natürlich Alkohol. Mit Beginn meiner Ausbildungszeit und dem ersten Freund begann sich unser Freundeskreis langsam zu unterscheiden – eigene, neue Freunde kamen hinzu.

Im Mittelpunkt zu stehen war nach wie vor nicht meins. Ich war immer noch froh, die Organisation und Planung mit meiner Schwester teilen zu können – aber auch den Ärger mit den Eltern, wenn es zu doll wurde. 😊

Zur Verwandtschaftsfeier kamen nun auch die Eltern meines Freundes hinzu. Beim ersten Besuch brachten sie mir eine Geburtstagstorte mit. Eine Schwarzwälder-Kirschtorte, die nur für mich gebacken wurde – das berührte mich sehr. Meine Schwester bekam auch eine Kleinigkeit. Das war für mich super wichtig! Ich hätte das sonst schwer aushalten können und wäre sehr traurig gewesen. Wichtig war allerdings, dass sich die Geschenke in ihrer Wertigkeit unterschieden.

Ganz besonders sind mir der 17. und 18. Geburtstag in Erinnerung geblieben. Wir haben es richtig fett krachen lassen – Ärger inbegriffen! Im Nachhinein würde ich diese als unsere letzten gemeinsamen großen Feiern betrachten. Danach wurde alles anders…..

Junges Erwachsenenalter

Geburtstagsparty – 1995

Mit Anfang zwanzig trennte ich mich von meiner Schwester und studierte in Frankfurt. Fortan feierte ich meine Geburtstage mit meinem Freund und unseren Freunden. Ich mochte das, aber irgendwie fehlte auch etwas.

Wir gratulierten uns gegenseitig per Telefon, erzählten uns was wir von wem geschenkt bekommen hatten und wie der Tag so für uns lief.

Gegenseitige Geschenke machten wir uns keine, dazu hatten wir uns viele Jahre zuvor einmal entschlossen. Wir waren ca. 6 Jahre alt und wollten uns zum ersten Mal etwas schenken. Wir liefen in den Dorfladen und keiner von uns durfte schauen, was die andere kaufte. Später beim Auspacken stellten wir fest, dass wir uns für das exakt Gleiche entschieden hatten – einen Kugelschreiber mit Tigermuster und Lederband zum Umhängen. Damit war für uns das Thema vom Tisch – keine gegenseitigen Geschenke mehr!

Reifes Erwachsenenalter

Runde Geburtstage feierten wir, außer dem zehnten, noch nie zusammen. Unsere Eltern hatten sich das öfter gewünscht. Wahrscheinlich damit sie sich nicht entscheiden mussten zu wem sie fahren. Ich steckte gerne zurück – meine Geburtstage zu feiern war immer noch nicht mein Ding.

Einmal war ich auf der Geburtstagsparty meiner Schwester eingeladen. Ich freute mich, dass mir gratuliert und ich von allen sehr freundschaftlich aufgenommen wurde, so als würde ich schon immer dazugehören. Mich machte jedoch traurig festzustellen, dass ich nicht so viele Freunde hatte, dass wir nicht gemeinsam im Mittelpunkt standen wie früher, ich einfach anders war – das altbekannte, unglücklich machende Vergleichen setzte ein…… .

In den letzten Jahren haben wir öfter mal gemeinsam im kleinen Familienkreis unseren Geburtstag gefeiert. Das war sehr schön – auch für unsere Kinder. Hier beschenkten wir uns erstmals wieder gegenseitig; dieses Mal jedoch komplett unterschiedlich. 😊

Hier nun meine 5 Learnings für dich:

  1. Getrennte Geburtstage zu feiern, ist für Kinder und deren Eigenständigkeit empfehlenswert. Hierfür ist Voraussetzung, dass sie die Chance haben, neben gemeinsamen auch eigene Freunde kennen zu lernen und einzuladen, z.B. durch getrennte Kindergartengruppen, Schulklassen und Hobbies. Selbstverständlich sollten die Kinder dann auch getrennt zu Geburtstagseinladungen ihrer Freunde gehen.
  2. Die Kinder sollten dabei von ihren Eltern begleitet, ermutigt und unterstützt werden. Dies ist gerade für den abhängigeren Zwilling wichtig. Wenn sie es nicht möchten, ist zu klären, ob es für beide stimmig ist oder sich einer unterordnet. Ansonsten im nächsten Jahr gerne wieder anbieten.
  3. Regeln helfen, dass sich bei der jeweiligen Geburtstagsfeier der andere Zwilling zurück hält – es ist der Tag des Anderen.
  4. Getrennt Geburtstag zu feiern unterstützt die eigene Identitätsentwicklung und reduziert gegenseitiges Vergleichen. Es sollte jedoch darauf geachtet werden, dass keiner die Feier des Anderen bewertet!
  5. Gemeinsame Geburtstagsfeiern mit der Familie, können im Erwachsenenalter, wenn jeder sein eigenes Leben aufgebaut hat, sehr schön sein – vorausgesetzt, beide haben sich nicht entfremdet.

 

Welche Erfahrungen hast du gemacht als Eltern oder Zwilling? Teile sie gerne mit mir in den Kommentaren!

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Eine Antwort

  1. Danke für die bewegenden Einblicke in deine Vergangenheit und die Erfahrungen, die anderen helfen, es besser zu machen.

    Und: Happy Birthday, Ilka!

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